Patient bringt Geschenk mit
3. Informationstext
Es kann vorkommen, dass Patienten in einer Psychotherapie ein Geschenk mitbringen, da sie meist dadurch ihre Dankbarkeit für die Hilfe des Therapeuten ausdrücken möchten.
Zu der Frage, ob man Geschenke als Therapeut annehmen darf oder nicht wurde in der Berufsordnung für Psychotherapeuten ein Punkt festgelegt „Die Annahme von entgeltlichen oder unentgeltlichen Dienstleistungen im Sinne einer Vorteilnahme ist unzulässig. Psychotherapeuten dürfen nicht direkt oder indirekt Nutznießer von Geschenken, Zuwendungen, Erbschaften oder Vermächtnissen werden, es sei denn, der Wert ist geringfügig.“ (Bundespsychotherapeutenkammer (2007): Muster Berufsordnung, S. 10)
Somit dürfen gesetzlich Geschenke zwar angenommen werden, allerdings nur, wenn es keine teuren Geschenke, wie zum Beispiel Schmuck oder elektronische Geräte sind. Nach dem Gesetzbuch gelten Dinge als „geringwertig“, wenn ihr Preis unter 50 Euro liegt. Jedoch kann der Therapeut auch bei einem Geschenk, welches diesen Wert nicht überschreitet, sich dafür entscheiden, dieses nicht anzunehmen.
Mögliche Gründe für das Ablehnen eines Geschenks:
- teures Geschenk (bspw. teurer Schmuck)
- sehr symbolisches oder persönliches Geschenk (bspw. ein Foto des Patienten)
- wenn das Gefühl besteht, dass dann eine Gegenleistung vom Patienten erwartet wird
- wenn der Therapeut befürchtet, dass die therapeutische Distanz dadurch verringert wird
mögliche Gründe für das Annehmen eines Geschenks:
- Geschenk mit geringem materiellem Wert (bspw. selbstgebackene Kekse)
- wenn das Geschenk nur vor dem Hintergrund der Dankbarkeit übergeben wird
- in einigen Kulturen gilt es als respektlos Geschenke abzulehnen (dabei kann der Therapeut jedoch trotzdem selbst entscheiden, ob er dies tun möchte oder nicht)
- Geschenk wird bei Therapieende überreicht
Allerdings sollte dem behandelnden Psychotherapeuten immer bewusst sein, dass sowohl das Annehmen als auch Ablehnen des Geschenks positive oder negative Folgen für die therapeutische Beziehung haben kann. Dies könnte zu möglichen Konflikten oder atmosphärischen Störungen führen, welche ihrerseits dann einer Klärung bedürfen.
Wichtig ist, häufig auch mit dem Patienten darüber zu sprechen, vor welchem Hintergrund er dieses Geschenk macht, bzw. was ihm daran gerade wichtig ist, sprich was er damit (möglicherweise auch unbewusst oder vorbewusst) ausdrücken möchte. Mögliche Hintergründe sind beispielsweise, dass der Patient (vorbewusste) Schuldgefühle hat und diese so begleichen möchte, er in den Therapeuten verliebt ist oder er sich einfach nur für die gute Arbeit des Therapeuten bedanken möchte.
Wenn der Therapeut sich dafür entscheidet, das Geschenk abzulehnen, wäre es gut, dies zu begründen und genau zu erklären, warum das Geschenk nicht angenommen wurde und dabei auch zu erfragen, welche Gefühle das nun bei dem Patienten auslöst. Von großer Bedeutung dabei ist, respektvoll und ruhig dabei zu bleiben und dem Patienten keine Vorwürfe zu machen.